Anbauanleitung
Aussaat
Verspüren Sie schon Anfang Februar mit ersten Sonnenstrahlen einen gewissen Juckreiz in den Händen, der sich beim Betrachten der Samentütchen noch verstärkt? Nur ein paar Samen in die Erde versenken … und die Nachbarin hat auch schon … Dann sage ich Ihnen: „Finger weg von Tomatensamen!“ Paprika, Chili oder Auberginen können Sie schon aussäen, aber für Tomaten ist es noch zu früh. Mitte bis Ende März ist der beste Zeitpunkt. Generell braucht eine Jungpflanze vonder Aussaat bis zum Auspflanzen 6 bis 8 Wochen. Vor der Aussat überlegen Sie,wo Sie eine warme, möglichst helle Stelle haben, genau dort entsteht Ihre Toma-tenkinderstube. Meistens ist es eine Fensterbank. Der Vorteil ist, hier ist es sehr hell, der Nachteil, dass es wegen dem Heizkörper unterm Fensterbrett oft viel zu warm ist. Aussaat erfolgt in sterile, nährstoffarme Erde, am besten nehmen Sie eine spezielle Aussaaterde. Man kann zu der Erde auch ein bisschen sterilen Sand dazumischen. Die Erde sollte nur leicht feucht, nie zu nass sein. Wichtig ist, eine gute Aussaaterde zu nehmen, damit man sich keine Krankheitserreger, Trauermücken etc. mitbringt. Bei uns werden im Gewächshaus in so genannten Aussaatplatten je 150 Samen ausgesät. Jedes Pflänzchen hat seinen eigenen Platz für die Wurzeln. Nach ca.3 Wochen kann sie unbeschadet samt Wurzelballen die Platte verlassen. Man braucht kein Pikieren und kann sie gleich in einen Topf mit 500 ml Volumen tief bis zu den ersten Blättern umtopfen. Zur Lichtversorgung verwenden wir spezielle Hochdruckdampflampen mit einem natürlichen Lichtspektrum.
Pikieren und Umtopfen
Kleine Tomatenpflanzen bitte sehr sparsam gießen! Bekommen sie zu viel Waser, können sie über Nacht umfallen. Sobald sich das erste Blattpaar gebildet hat, werden die Tomatenpflanzen pikiert, d. h. die eng stehenden Pflänzchen werden vereinzelt und umgetopft. Die kleinen Pflänzchen mit Hilfe eines Stäbchens oder eines Messer vorsichtig voneinander trennen und einzeln einpflanzen. Dafür ist Pikiererde oder ein Erde-Torf-Gemisch gut geeignet. Zum Einpflanzen eignen sich z. B. sauber ausgespülte Jogurtbecher, in deren Böden man ein paar Löcher sticht. Ist dieser Becher/ Topf mit Wurzeln ausgefüllt, kann die Pflanze in einen tieferen Topf oder einen großen Becher umziehen. Da kann sich ein schöner großer Wurzelballen entwickeln, was enorm wichtig für das weitere Wachstum ist. Eine gute Jungpflanze ist nur ca. 25 bis 30 cm hoch, kräftig und hat viele gut entwickelte Wurzeln. Zwei Mal umtopfen ist noch besser, muss aber nicht unbedingt sein. Für das erste Umtopfen sollte man eine nicht zu nährstoffreiche Erde nehmen. Für das zweite Umtopfen nehmen wir eine gute Bio-Erde und mischen etwas Urgesteinsmehl und nur ein paar Hornspäne unter. Natürlich sind Sie hier auch mit gesunder Gartenerde und Kompost gut bedient.
Dünger
Auf unserem Hof benutzen wir grundsätzlich keine chemischen Dünger. Als natürliche Alternativen zu chemischen Düngern kommen verrotteter Pferdemist, Kompost, Holzasche, Beinwelljauche, Gesteinsmehl oder auch Hornspäne in Frage. Birkenasche ist für die Tomaten besonders gut geeignet, da sie mehr Phosphor enthält. Bei Pferdemist ist darauf zu achten, dass die Pferde keine Antibiotika bekommen haben. Ich halte die Aussage, dass Tomaten Starkzehrer sind, nicht für zutreffend. Einige von uns, ich eingeschlossen, sind, was Schokolade angeht, ausgezeichnete Starkzehrer. Aber ob das für uns so gut ist, wenn wir sehr gut mit Schokolade versorgt werden? Bei uns bekommt eine Pflanze beim Umsetzen ca. 1/2 schmalen Spaten gut verrotteten Pferdemist, eine Handvoll Urgesteinsmehl, 1 sehr kleine Prise Hornspäne und vielleicht 1 Prise Birkenasche – das war’s für das ganze Saison. Diese Pflanze wird im Spätsommer nicht mehr perfekt grün und frisch aussehen und das muss sie auch nicht. Tomatenpflanzen in Ampeln bekommen ein paar Mal gut verdünnte Beinwelljauche und werden viel öfter gegossen. In Russland haben wir auch Fischreste unter den Tomaten vergraben, deswegen bekamen sie von mir hier in Deutschland am Anfang auch ein paar Löffel Fischmehl dazu. Damit habe ich aber sehr schnell aufgehört.
Überdüngung
Oft höre ich: „Ich habe so eine tolle Tomatenpflanze! Sie blüht ohne Ende, setzt aber keine Früchte an.“ Eine der Ursachen könnte zu heißes Wetter sein. Bei Temperaturen ab ca. 32 °C verkleben öfter die Pollen in den Tomatenblüten und die Blüten fallen ab, ohne eine Frucht anzusetzen. Es gibt aber häufig noch einen anderen Grund: Überdüngung. Wenn ich fragen würde, ob diese Pflanze sehr stark sei, mit einem mächtigen Stamm, üppig belaubt und ob sich die Blätter ein wenig nach unten rollen, würden diese Fragen höchstwahrscheinlich bejaht. Weil wir hier ziemlich sicher über eine mit dem Stickstoff überfütterte Tomatenpflanze sprechen. Da sind Tomaten eben eigen. Für gutes Stickstofffutter würde Ihnen jede Gurke, Kürbis, Zucchini, Aubergine, Paprika danken. Bei Tomaten ist es leider nicht ganz so. Natürlich brauchen auch sie Stickstoff, um eine gute Pflanze zu bilden. Aberein Übermaß daran führt bei Tomaten dazu, dass sie Phosphor, Kalium, Kalzium und noch viele andere wichtige Stoffe nicht richtig aufnehmen können. Fehlen diese Stoffe, setzen die Tomatenpflanzen besonders am Anfang häufig schlechter an und die Früchte schmecken oft wässerig bzw. nur halb so gut, wie sie schmecken könnten. Zudem haben die Tomaten oft die so genannte „Grünkragigkeit“ – einen gelblich-grünen Kragen an den Schultern mit einer dicken weißlich-gelben Schicht darunter, der nicht weiter ausreifen wird und scheußlich schmeckt. Es kommt auch gehäuft zu Blütenendfäule – erkennbar an einem schwarzen Fleck an der Fruchtspitze. Das ist keine Krankheit, sondern eine Mangelerscheinung, da durch den Stickstoffüberfluß Kalzium fehlt. Besonders oft kommt sie bei länglichen und birnenförmigen Früchten vor. Eine überdüngte Pflanze ist außerdem nur äußerlich so stark. Innerlich hat sie eine schwammigere Struktur und sie ist anfälliger für Pilzerkrankungen. Und wenn dazu auch noch zu viel gegossen wird, dann ist der Geschmack noch gefährdeter. Und es wird leider oft auch zu viel gegossen.
Gießen
Tomate ist nämlich ein Tiefwurzler. Bekommt sie zuviel Wasser an der Erdoberfläche, wird sie träge. Beim Einpflanzen kann man sie richtig gut einwässern, ruhig am nächsten Tag auch noch mal, aber dann eher sparsam gießen. Eher sie die Blätter in der Früh hängen lassen. Abends bei der Hitze ist es ganz normal. Bei uns werden Pflanzen sehr karg und ab etwa Mitte bis Ende August nicht mehr gegossen. Die Früchte schmecken dann wesentlich besser, haben aber manchmal ein paar Risse mehr oder eine dickere Haut. Allerdings wird die Haut in den letzten Jahren sowieso immer dicker. Ich vermute, dass es an den immer extremer werdenden Temperaturschwankungen und den langen Hitzeperioden liegt. Der Vorteil ist, dass man die Haut schon ohne Überbrühen abziehen kann. Was ich aber sehr selten mache, da ich die Tomaten entweder einfach fein püriere oder die Haut so mitesse. Aber Achtung! Wenn Sie Ihre Tomatenpflanzen in Töpfen haben, dann müssen sie regelmäßiger gegossen werden, aber auch nur in Maßen.
Beinwelljauche (Kaliumdünger)
2 Hände voll Beinwellschnitt (Blätter, Stiele , herausgeschnittene Blattrippen) in 10 Liter angewärmtem Wasser drei bis vier Tage gären lassen, sofort in einer Verdünnung von 1:5 verwenden.
Schachtelhalmbrühe
1 kg frische oder 150 g getrocknete Pflanzen auf 10 l Wasser, 24 Stunden einweichen, dann 30 Minuten kochen. Danach abkühlen. Mit Wasser verdünnen 1:5 über die gesamte Pflanze spritzen
Magermilch
Magermilch ist ein vorbeugendes Mittel gegen alle Tomatenkrankheiten. 0,5 l Milch verdünnt mit 1,5 l Wasser sollte am Anfang wöchentlich einmal über die gesamte Tomatenpflanze gespritzt werden. Kann mit Knoblauchtee kombiniert werden. Knoblauchtee: Gegen Milben und alle Pilzkrankheiten. 50 g Zwiebeln oder Knoblauch auf 1 l Wasser Zubereitung: als Tee oder kalt ziehen lassen. Verdünnen, nicht bei heißem Wetter spritzen – Verbrennungsgefahr!
Viele Grüße und viel Erfolg wünscht Irina
Irinas Tomaten & Kräuter
Spezialitätengärtnerei
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